Sonntag, 1. Dezember 2019

Meine ganz individuellen Erfahrungen und Gedanken rund um Rehepony Chiwa - Teil 6

Ab Oktober 2003 musste ich unendlich viel über Hufrehe lernen

Was wir in Nettelsee ab Oktober 2003 pachten konnten, war eine ehemalige Rinderweide.

Dennoch sehe ich darin nicht den Grund dafür, dass Chiwa dort mehrfach mit entweder Hufrehe selbst oder aber, wo ich mir bis heute nicht sicher bin, einfach nur durch falsche Hufbearbeitung hervorgerufene ebenfalls entzündete schmerzende Hufe, was vielleicht wenn, dann einer Belastungsrehe gleichkäme, zuweilen wirklich flach lag und es ihr sehr schlecht ging.



Es gab in Nettelsee einmal den für die Pferde total schönen Wald auf dem Gelände. Der bestand aber in erster Linie aus Schwarzerlen, ein paar Weiden, Birken und Ebereschen, also nur Baumarten, die für Pferde nicht schädlich, sondern sogar gesund sind. Die Pferde haben dort alle, auch später Prima, die dann dazukam, den Unterstand so gut wie nie genutzt, sondern wenn sie Schutz suchten, und das auch im Winter, wenn diese Bäume ja kein Laub hatten, diesen Wald aufgesucht.




Im Knick um diese Weide herum gab es mehrere sehr große Eichen und die warfen zu der Zeit, als wir mit den Pferden auf diese Pachtweide nach Nettelsee zogen, gerade ihre Eicheln ab. Die fielen auch kiloweise auf unser Weideland.

Zusätzlich gab es auf dem frei liegenden Teil der Weide auch größere Ecken mit Weißklee, nicht aber im Bereich der Waldweiden.

Ein dritter Punkt kam noch hinzu. Esther war dabei, sich ihre neue Reitschule aufzubauen und hatte kaum noch Zeit für uns.

Ich konnte das mit Hufe selbst machen nicht alleine, ich kann mir ja nichtmal einen Pony gerade schneiden.

Mein Ex, dem ich das als umgeschulten Möbeltischler schon eher zugetraut hätte, meinte, er kann das auch nicht.

Also riefen wir damals genau die Hufheilpraktikerin nach Straßer wieder an, die im Herbst 2001 bei uns war, als Chiwa zum ersten Mal Hufrehe und später ja total vereiterte Hufe gehabt hatte.

Ich sah damals keinen Zusammenhang zwischen dieser Art der Hufbearbeitung und dem Ausbruch von Hufrehe.


Nur kurz nach dem Umzug auf die neue Weide kriegte Chiwa zum 2. Mal Hufrehe.

Reno passierte nichts. Das war ja auch damals bei beiden, auch noch Nixe, so gewesen, dass denen weder durch den Sumpfschachtelhalm auf der Bokseer Sommerweide noch durch die Straßer-Hufbearbeitung was passiert wäre.

Unser alter Tierarzt war ja gegangen, weil ich 2001 die Straßer-Hufheilpraktikerin und keinen normal ausgebildeten Schmied gerufen hatte. Wir hatten also dann inzwischen eine neue Tierärztin für Pferde, die dann auch kam, um Chiwa zu helfen.



Auch diese Tierärztin war der Ansicht,  weder Eicheln noch Klee wären der Grund gewesen, dass Chiwa wieder lag, sondern eben diese in ihren Augen falsche Hufbearbeitung.

Sie half uns und machte unter anderem dabei auch eine Blutuntersuchung, die zutage brachte, dass bei Chiwa wiederum im Blut extrem hohe Laktatwerte zu finden waren.

Und diese Werte wiederum brachten mich auf die Idee, dass bei Chiwa für den Ausbruch von Hufrehe auch etwas dabei gewesen sein müsste, dass das Vitamin B1 blockiert, denn dann bildet der Körper zu viel Laktat.
Ich tat deshalb mehr als eine Sache, um Chiwa zu helfen, aber auch um die Ursache für diese Hufrehe-Ausbrüche bei ihr herauszufinden.

Auch wenn Esther wirklich nicht viel Zeit hatte, ich habe sie inständig gebeten, uns bei Chiwas Hufen zu helfen, weil ich schon auch glaubte, dass die Hufbearbeitung nach Straßer ihr nicht gut getan hatte.

Andererseits beschäftigte ich mich genau mit den Inhaltsstoffen von Eicheln und Klee und stellte fest, beides enthält viel Gerbsäure .. und ich wusste aus dem Ernährungslehreunterricht für Menschen, zu viel Kaffee ist nicht gesund, sondern nur in normalen Mengen, weil der viel Gerbsäure enthält und damit auch beim Menschen das Vitamin B1 blockiert, wenn man zu viel Kaffee trinkt.






Wie man auf dem Foto rechts sieht, zeigte Esther auch meinem Ex-Mann, wie  man Hufe feilen sollte, den sie für geschickt genug hielt, dass er das auch ab und zu tun könnte .. mich nicht, ich war mein Leben lang handwerklich absolut ungeschickt .. bin leider ein reiner Kopfmensch, immer gewesen.

Sie selbst hatte halt viel mit dem Aufbau ihrer neuen Reitschule zu tun .. siehe unten, wo ich mal Nixe und Hopi,ihren neuen Freund und damals 2.Schulpferd neben Nixe, besucht hatte.




Mit Chiwa ging es in den kommenden Monaten immer wieder bergauf und bergab.

Dass ihr zu viele Eicheln nicht bekommen und genauso wenig zu viel Weißklee, hatte ich verstanden. Ich musste da aufpassen.

Ich habe also von diesem Zeitpunkt an grundsätzlich Chiwa im Spätsommer und Herbst daran gehindert, zu viele Eicheln zu fressen, das geht durch einfaches Auszäunen von Eichen in dieser Zeit. Bei Buchen fand ich heraus, die enthalten auch viel Gerbsäure, an Bucheckern in Mengen ist Chiwa deshalb gar nicht erst herangekommen. Beim Klee speziell auf dieser Nettelseer Weide habe ich auch sehr aufgepasst.
In Nettelsee hatten die Pferde durchaus ganzjährig Weidegang .. aber in der Zeit, wo der Klee draußen ist, auf der frei gelegenen Fläche, wo der wuchs, immer nur stundenweise. Die Waldweide war ohne viel Weißklee und ungefährlich.

Und der Winter, angeblich ja die Fruktan-gefährliche Zeit, war auch ungefährlich. Im Winter geht Klee in die Erde und ist nicht mehr da. Ich konnte die Pferde im Winter also die im Sommer gefährliche Fläche in Ruhe abfressen lassen.


Chiwa hatte nur insofern mit diversen Rückschlägen zu kämpfen, weil sie nach diesem neuerlichen Hufreheschub in Nettelsee mehrfach Hufgeschwüre bekam. Und dann passierte es im Herbst 2004, dass es zwei Hufgeschwüre zur gleichen Zeit waren, eines links vorn und eines links hinten. Wir dachten damals alle bis auf mich, Chiwa würde uns sterben .. ich weiß nicht, warum ich dachte, sie wird es schaffen. Nixe und Hopi waren damals im Landesgestüt Futterkamp, weil Esther dabei war, ihre Prüfungen zur Trainerlizenz C im Westernreiten zu machen und konnten Reno nicht Gesellschaft leisten, falls uns Chiwa sterben wirde.

Und wie ich schon vermutet hatte, Vanessa hatte Silas inzwischen an eine Bekannte verkauft, was sicher auch Chiwa passiert wäre, hätte ich sie ihrem Mann überlassen.
Die konnte mir also gar nicht helfen.

Unsere damalige Tierärztin rettete unserer Chiwa regelrecht das Leben, aber sie sagte auch, ich muss einen jungen Schmied finden, der regelmäßig raus kommt. Sie brachte mir einmalig ihren eigenen und sehr erfahrenen Schmied mit, der mit einer großen Hufschere Chiwas Hufe so zurechtschnitt, dass die Hufstellung spontan besser wurde. Auf einen Huf kriegte sie einen Rehegips mit ganz viel Watte drin .. beim Hinterhuf zogen wir das Hufgeschwür mit Sauerkraut-Wickeln erstmal raus.


Durch den Rehegips konnte Chiwa aufstehen und wieder laufen. Als hinten das Hufgeschwür raus war, konnte unsere Tierärztin auch vorn das direkt unterm Huf sitzende Hufgeschwür aufmachen und der Eiter kam dann auch da raus. Sie starb uns nicht, wo ich die Einzige in der Familie gewesen war, die das wirklich geglaubt hatte.
So kam es dazu, dass wir inzwischen als Beistellpferd für Reno Prima dazugekauft hatten. Ich mochte dann nicht sagen, wir nehmen sie doch nicht. Prima war in Not und brauchte auch Hilfe.
Bei Prima hatte das andere Gründe. Sie war charakterlich immer sehr schwierig, auch nie wirklich reitbar, allenfalls bedingt durch absolute Profis, uns selbst bei denen nicht gefahrlos, und deshalb wollte sie ihr Herrchen, der Ehemann der Frau, die uns vorher Nixe und Reno verkauft hatte, mit nur 7 Jahren schlachten lassen. Das ging doch nicht.

Eine Freundin hat zu mir immer gesagt, jedes Pferd findet sein Frauli, und Prima fand Dich. Bei mir konnte Prima überleben. Zu Hufrehe hat sie nie geneigt, war überhaupt nie kränklich, sondern immer sehr robust.


Chiwa erholte sich gut in dieser Dreiergruppe und hatte dann auch recht lange keine Hufgeschwüre mehr.

Ich fand einen jungen Schmied, der eine Weile auch regelmäßig kam .. aber dem starb irgendwann seine Schwester, die einen Reiterhof hatte, den er dann übernahm und ich konnte, weil Schmiede wirklich Mangelware sind, lange keinen neuen finden.

Ich muss nun mal erzählen, dass ich mir 2003 schon von meinem Jüngsten Marius hatte zeigen lassen, wie ich ein Internet-Forum betreiben kann und hatte eines über Hufrehe gegründet.


Manche meiner damaligen Mitglieder sind für mich heute gute und sehr langjährige Freundinnen geworden.

Wir haben viele Erfahrungen ausgetauscht und in einer Sache bin ich mir sicher.

Beim Füttern sind zu viele Eicheln oder zu viel Klee in Deutschland garantiert eher der Grund für Hufrehe als Weidelgras auf einer Rinderweide und das immer wieder für Hufrehe verantwortlich gemachte Fruktan.

Nun gab es in diesem Forum natürlich auch jede Menge Leute, die zu den unterschiedlichsten Hufschulen gehörten und sich gegenseitig vorwarfen, keiner hätte wirklich Ahnung von Hufbearbeitung.

Jeder davon meinte, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Und ich gehe davon aus, dass das bei keinem davon so war.

Meine Tierärztin hatte recht. Ein konventionell ausgebildeter Schmied, der die Hufe eines Pferdes nach dem Fesselstand ausrichtet, ist die beste Wahl.
Aber selbst nicht jeder Schmied arbeitet heute so, was wir viel später auch noch feststellen würden.

Zunächst hatten wir einen Schmied, der auch auf diese ablegene Wiese mit Auenwald rauskam und wie man sieht, Chiwa erholte sich toll und konnte bald sogar wieder ihre vielen Kunststücke zeigen.









Meine Tochter Esther hatte viel Erfolg mit dem Aufbau ihrer Reitschule und brauchte mehr Schulpferde.

So kamen wir dann auch später auf die Idee, dass Reno bei ihr ein gutes Schulpferd werden könnte.

Er zog dann um und Chiwa blieb nur mit Prima bei mir, denn die zwei waren nun wirklich aus unterschiedlichen Gründen für eine Reitschule mehr als ungeeignet.

Die Beziehung zu meinem damals ja Fast-Schwiedersohn (heute nicht mehr Schwiegersohn) ging auch besser.
Ein Jahr, nachdem uns Chiwa fast an diesen Straßer-bedingten Hufgeschwüren gestorben wäre und Prima dazugekommen war, zog Reno dann um nach Klausdorf in die Reitschule von Esther.

Noch hatten wir damals einen Schmied .. aber Esther hatte auch extrem viel um die Ohren und hätte nicht mehr die Zeit gehabt, als Aushilfsschmied einzuspringen.


Was dann später alles passierte, als wir eben eine Weile keinen Schmied mehr hatten und auch keinen finden konnten und warum mir mein Ex, dem Esther das eigentlich alles gut gezeigt hatte, auch nicht half .. das alles kommt dann im nächsten Teil dran.

Da mache ich dann weiter mit dem Text und Fotos vom 26.07.12 unter dem Titel "Eigene Pferde - Unsere stolzen Freunde - Teil 14".

Bis bald also.

LG
Renate

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