Die zweite Station in Boksee und unsere Wanderung über Dinghorst nach Klein-Kühren
Im Januar 2010 irgendwann Mitte des Monats kamen wir in dem anderen Stall in Boksee an.
Es war Offenstallhaltung, im Prinzip gut, aber in sowas zu wechseln mitten im Winter war dennoch nicht gut. Chiwa wurde krank. Nicht wegen Hufrehe, sondern einfach so, weil sie sich bei der Kälte und ängstlich wie sie war nicht genug Futter ergattern konnte, als sie neu war. Sie kriegte Hilfe. Unser dortiger Stallbetreiber nahm sie einige Wochen nachts in seine Notbox auf. So konnte sie sich einleben.
In diesem Stall gab es nicht viel, von dem ich sagen würde, ich hätte etwas auszusetzen gehabt, nur ein paar Dinge. Der Stall war auch ausgesprochen preisgünstig.
Mich störte, dass die Pferde unter Brettern hindurch ähnlich wie Rinder mit Heu gefüttert wurden, denn sie haben sich die Mähne deshalb bis zum Widerrist abgescheuert. Das war sehr schade, denn Chiwa und Prima hatten immer eine so schöne Mähne und haben die heute inzwischen auch wieder.
Was ich auch nicht so gut fand war, dass die Rehegruppe dort nie auch nur kurze Zeit einmal auf die Weide kam, sondern immer im Auslauf war. Chiwa hatte in diesen Jahren dort deshalb immer einen tierischen Jieper aus frisches Gras, wenn wir spazieren gegangen sind und im 2. Jahr wurde ihr Fell stumpf und struppig, denn die Vitamine aus zumindest ein wenig frischem Gras kann man auch nicht mit Möhren und Gemüse ausgleichen.
Chiwa blieb dort aber generell gesund. Wie man sieht, war sie reitbar. Es war auch nicht so voll und wir konnten sowohl den kleinen Reitplatz als auch den Round Pen oft nutzen, wenn wir dort waren.
Die Pferde wurden voll versorgt und wir hatten jede Menge Zeit, viel mit ihnen zu machen, wenn wir dort waren. Die Gegend war ruhig und auch ich ging deshalb viel mit den Pferden spazieren.
Die Freundin des Bauern sorgte für eine nette Stallgemeinschaft, es gab Ausritte und kleine Feierlichkeiten.
Es hatte einen Grund, weshalb wir trotzdem irgendwann dort weg gegangen sind, und das war der komplette Verlust an Vertrauen nach dem Tod meiner Mutter.
Als wir dort ankamen, war meine Mutter ein Fall für den Rollstuhl mit der Pflegestufe III. Ich habe mit dem jungen Bauern gesprochen und gesagt, sie wird irgendwann über kurz oder lang deshalb sterben und dann würden wir plötzlich in ein tiefes finanzielles Loch fallen, wo wir erst sehen müssten, wieder Arbeit zu finden, damit es weitergeht, denn einen Pflegefall könne man mit nichts abfedern.
Es ist nun einmal so, dass man einen so schweren Pflegefall wie es meine Mama in ihrem letzten Lebensjahr gewesen ist, nur ganz oder gar nicht pflegen kann. Wir taten das zu zweit, denn einer alleine konnte sie nicht transportieren. Neben so einer Tätigkeit kann kein Mensch auch nur einen Nebenjob ausüben, denn dafür lässt einem ein Pflegefall, zudem noch hochgradig dement, keine Zeit .. und diese Menschen kennen weder Tag noch Nacht, sondern randalieren sobald sie wach werden, bis einer kommt, weil sie mehr oder weniger allein ständig Angst haben, auch wenn sie in ihrem Schlafzimmer im Bett liegen.
Das Pflegegeld von Mama und auch ihre Sozialhilfe kamen immer früh. Unser Bauer war daran gewohnt, mich jeden Monat fragen zu können, ob ich schon vor dem Ersten bezahlen könnte. Ich konnte das grundsätzlich.
Aber dann starb Mama am 29.09.2011 sehr dramatisch und plötzlich an Nierenversagen.
Die Freundin unseres Bauern sagte, wir sollten uns keine Sorgen machen, aber das war weit gefehlt. Bereits am 10.10.2011 ging der Ärger los.
Wir hatten jetzt, wo spontan das Pflegegeld weg fiel und Ersatz natürlich nicht da war, nur die Hälfte für die Pferde bezahlt. Schon dann sprach der Bauer davon, man könne Prima ja verkaufen. Es half uns damals ein Freund aus Frankreich und auch sehr unsere Fallmanagerin mit einem spontanen 1-Euro-Job. In dieser Zeit fanden wir dann auch die Tätigkeit als Texter, die wir heute noch ausüben.
Es stand für mich fest, auch wenn der Stall an sich okay war, dass wir dort nicht bleiben werden, denn dieses Verhalten war für mich zu unsicher.
Wir gingen damals aber nicht panisch weg, sondern suchten eigentlich in aller Ruhe nach einer Alternative in der Nähe unserer Wohnung, um auch gleich sicher zu sein, dass wir es auch schaffen würden, für die Pferde sorgen zu können, wenn einmal das Auto kaputt gehen würde.
Bevor meine Mutter starb, haben wir mit ihr nochmal alle Enkel besucht beziehungsweise kam uns Manuel selbst besuchen. Ich sah so auch Esther, Nixe und Reno noch einmal wieder. Leider Raphael nicht, denn der war an dem Tag auf einer Klassenfahrt.
Nixe und Max, Reno und Jürgen .. Mama freute sich auch, Esther noch einmal sehen zu dürfen.
Mama hat gefühlt, dass sie dabei ist, ihren letzten Sommer zu erleben. Sie hat mir das sogar gesagt. Ich wollte es nur nicht wahrhaben. Man wehrt es ab, wenn einem die eigene Mutter sagt, sie wüsste genau, dass sie bald sterben wird und dieser Sommer ihr letzter sei.
Nixe - oben - und Reno - links ... tja die beiden .. ich werde sie nie vergessen und bete täglich, dass Gott auch ohne mich für sie sorgen möge. Ich glaube, sie haben sehr gute Käuferinnen bekommen, die eine ähnliche Mentalität haben wie ich selbst.
Ich weiß nicht, was genau damals alles bei Esther passiert ist. Vielleicht erfahre ich es ja noch irgendwann einmal.
Esther mit Jumper und Nova in der Krankenbox.
Nova hatte einen Sehnenriss. Meine Tochter ließ sie nicht im Stich, aber das war sehr teuer, es auszuheilen.
Der Tod meiner Mama und die Tatsache, dass ich für ihre Beerdigung Sozialhilfe beantragen musste, machte uns sehr viel angst wegen Chiwa und Prima, aber niemand hatte wirklich ein Interesse daran, ihnen etwas zu tun, nicht die Sachbearbeiterin beim Sozialamt und auch nicht meine Fallmanagerin.
Als ich an diesem Tag mit meiner Mama von Esthers Reiterhof fuhr, dachte ich, wir würden vielleicht nochmal wiederkommen.
Aber natürlich hatte wieder jemand was dagegen.
Als Mama starb, ging ihre Reitschule in die Brüche, zwei Jahre später auch ihre Ehe.
Sie hat heute einen neuen Freund und ist glücklich mit ihm. Ihre Pferde oder ihr Pferd kenne ich möglicherweise nicht. Es könnte Nova sein, aber ich bin nicht sicher.
Ich habe neulich Fotos von ihr mit einem Schecken gesehen.
So .. nun mache ich mal weiter mit Chiwas Hufrehe-Geschichte.
Zum 1. Juni 2012 machten wir unsere erste abenteuerliche Fußreise mit den Pferden in Richtung Heimat.
Wir dachten, wir hätten ein kleines Paradies entdeckt, aber das täuscht, auch wenn Ihr nachher sicher denken werdet, das sind doch wunderschöne Bilder von dort.
Wir liefen von Boksee durch den Havighorster Wald bis rüber nach Dinghorst. Das waren 9 km mitten durch einen Wald.
Ich war damals mit Jürgen, Prima und Chiwa allein unterwegs. Wir kamen heil und sicher an.
Diese Bilder hier stammen von dieser Tour.
Probleme dort waren Menschen, die sich nichtmal zu Anfang an ihre Versprechen gehalten haben, die sie uns beim Vertragsabschluss machten, was wir so sonst in keinem Pensionsstall erlebt haben, auch in dem nicht, aus dem wir demnächst jetzt ausziehen werden.
Das Schlimmste dort war aber, dass diese Leute doch tatsächlich glaubten, man könnte unsere Stuten und den Hengst einer Einstellerin immer zusammen auf einer Weide laufen lassen, es sei denn, unsere Stuten wären rossig. So ein Unsinn.
Der Schimmel auf dem Foto links mit der Scheckstute war dieser Hengst.
Er lebt inzwischen nicht mehr, was wir erfahren haben.
Die Fotos, die ich jetzt zeige, stammen von dem Tag unserer Ankunft in Dinghorst und später.
Hufrehe hat Chiwa dort nicht bekommen, aber sie wurde zweimal durch Tritte verletzt. Es wurde gottlob auch keins unserer Pferde trächtig.
Fotos konnte ich dort damals wirklich tolle machen, und da nie jemand auf diesem Hof war, war die Ruhe einfach wunderschön.
Dass man immer wieder tief aufgewühlte Hufspuren auf dem Hof fand, machte uns klar, dass der Hengst mehrmals ausgebrochen sein muss.
Als Chiwa dann schon zum 2. Mal eine Verletzung hatte, sind wir spontan gegangen, und zwar nach Klein-Kühren. Wir hatten diesen Stall bei ebay entdeckt.
Ich glaube, auf diesen Fotos kann man sehen, wie herrlich es in Dinghorst eigentlich war.
Na ja .. wir suchten und fanden auch was anderes.
Hier in Dinghorst hat Chiwa übrigens ohne Reheschub das Grasen auf Klee vertragen. Sie lahmte nicht wie bei Hufrehe, sondern nur wegen eines Tritts, als wir gingen. Und vorher auch schonmal.
Das Foto rechts verwende ich heute als Titelfoto in unserem Hauptblog, weil es so schön ist.
Schöne Bilder wird es auch aus Klein-Kühren geben, aber heute werde ich Euch nur noch berichten, wie wir dort angekommen sind.
Auf den Weiden in Dinghorst wuchs sogar gar nicht so wenig Klee. Trotzdem hat Chiwa den doch oft stundenlangen Weidegang sehr gut vertragen.
Der Aufenthalt in Dinghorst war sehr arbeitsaufwendig ... und eine Angstpartie wegen des Hengstes.
Aber Chiwa wurde dort nicht so lahm, dass es nicht machbar gewesen wäre, mit ihr spontan umzuziehen und dabei nochmal eine Strecke von 13 km zurückzulegen.
An dem Tag übten wir im Auslauf von Prima und Chiwa, weil der Hengst ausgebüxt und auf einer falschen Koppel direkt neben dem Reitplatz stand, so dass wir dort nicht hin konnten.
Das oben sind Gänse, die dort zuweilen in großen Gruppen flogen .. auch die Schwalben waren oft im Stall und brüteten dort auch.
Diese beiden Bilder (oben und links) wurden auf dem Reitplatz aufgenommen. Es hätte dort so schön sein können. Das Ehepaar, das damals diesen Pensionsstall gepachtet hatte und vermutlich aufgrund des zuerst eingestellten Hengstes logischerweise keine Einsteller fand, ist schon lange nicht mehr da.
Wer es heute macht, wissen wir nicht.
Mit dieser Trittwunde am Gelenk mussten wir damals die Tour in den nächsten Stall in Klein-Kühren antreten.
Auch diese Aktion hatte nicht zur Folge, dass Chiwa wieder Hufrehe bekommen sollte. Sie würde noch lange gesund bleiben, im Sommer 2012 bis in den Winter hinein später auch in Klein-Kühren, denn dort würde ich lernen, wovon ein Pferd unter anderem im Winter Hufrehe bekommen kann.
Vom nächsten Umzug über 13 km von Dinghorst nach Klein-Kühren habe ich keine Fotos .. ich hatte vergessen, die Speicherkarte in den Fotoapparat zu stecken. Deshalb muss ich Euch die schuldig bleiben.
Tja ... Prima und Chiwa, Jürgen und ich einige Stunden nach unserer Ankunft in Klein-Kühren.
Das hohe feine Gras auf den dort vorhandenen Hochmoorweiden hat Chiwa ohne Probleme und ohne Hufrehe zu bekommen 24 Stunden am Tag ohne zufüttern gut vertragen.
Sie blieb auch dort noch längere Zeit reitbar.
Bald geht es weiter.
LG Renate