Sonntag, 7. Mai 2017

Wie es Chiwa jetzt geht

- Auch das ja nicht ungefährliche Frühjahr haben wir bisher gut überstanden -

 Rein statistisch betrachtet, ist der Mai in Bezug auf ausgebrochene akute Hufrehe-Fälle der zweitgefährlichste Monat im ganzen Jahr, der gefährlichste ist der September.

Im Mai passiert das sehr oft beim Anweiden, wenn Pferde direkt aus dem Stall und Heufütterung auf sehr junge üppige Weiden kommen.

 Im September, wo es noch schlimmer ist, vermute ich persönlich, dass da durch Spaziergänger zu viel gefüttertes Fallobst, aber auch Eicheln und Bucheckern und dann auch wieder junger Bewuchs nach trockenen Sommermonaten der Grund sein werden, die auslösenden Gründe also höher sind als im Frühlingsmonat Mai, wo so Dinge wie Eicheln, Bucheckern und Fallobst noch wegfallen.

 Der Mai ist noch nicht rum, sondern erst angefangen und wir weiden ja nun auch nicht direkt an, weil Chiwa und Prima auf einer Ganzjahresweide leben und sich so schon eine ganze Weile allmählich daran gewöhnen konnten, dass mehr frisches Gras nachwächst als im tiefsten Winter, sie davon auch automatisch mehr fressen und dann natürlich wiederum immer weniger Heu dazu fressen.

 Wir waren am 1. Mai genau 12 Monate auf dieser neuen Pachtweide und Chiwa hat es immer gut vertragen, 24 Stunden am Tag grasen zu dürfen, was sehr schön ist.

Voriges Jahr haben wir begonnen, erstmal kleine Ecken abzustecken und auch Heu dazuzufüttern.

Jetzt bekommen die zwei auch noch Heu dazu, aber wir haben keine kleinen Ecken abgesteckt, sondern alles offen.

 Es geht Chiwa nach wie vor gut, wie man sieht.
 Dass die Pferde recht viel Gras fressen, auch wenn man das bei doch so kurzem Weidegras nicht unbedingt vermutet, sieht man einerseits an den Pferdeäppeln, die momentan fast schwarz wirken, aber auch eben genau an den eher kurzen Weidegras. Würden die zwei nicht doch viel davon wegfressen, wäre das nämlich viel länger.

 Oben und rechts durften sie gestern mal die Schleuse abfressen, die normalerweise ja geschlossen ist.

 Das Müsli, mit dem ich die Pferde immer dazu füttere, ist ei Mix aus zwei sehr strukturreichen Sorten. Auch das ist generell gut, um zu zucker- und eiweißreiches Gras abzupuffern.

 Hier waren die beiden am naschen, denn wir hatten heute Besuch von Kalli, Ines und Maggie und ihrer kleinen Hündin Ruby.

 Oben im Hintergrund futtern die zwei noch Heu. Sie fressen das jetzt anders als im Winter nicht mehr immer auf, aber noch genug davon, dass sie genug Ballaststoffe zu sich nehmen, was bei Hufrehe-Neigung auf jeden Fall sehr wichtig ist.

Der Unterschied besteht darin, dass Heu überwiegend aus Zellulose besteht, und aus dieser Zellulose machen die Darmbakterien unserer Pferde freie Fettsäuren. Es sind diese freien Fettsäuren, die dann insulinunabhängig über die Beta-Oxidation der Fettsäuren verstoffwechselt werden.
Junges Gras, junger Klee und dergleichen enthalten viel Eiweiß und kurzkettige Zucker oder Stärke, eine Vorstufe der später entstehenden Zellulose, auch Fruktane. 

Fruktane, auch wenn sie Hufrehe auslösen können, wenn es zu viele werden, halte ich in unseren Breitengraden nicht für den Hauptgrund von Hufrehe (es gibt viele Leute, die was anderes sagen, aber ich habe da meine eigene Meinung zu), weil zu wenig davon im Weidegras drin ist, als dass das so angehen könnte. In den Tierversuchen von Chris Pollitt sind nämlich Unmengen von Fruktanen gegeben worden, die in Norddeutschland so in der freien Natur gar nicht in diesen Mengen vorkommen können.

Aber der Zucker und das Eiweiß im jungen Weidegras werden anders als Zellulose im sehr kurzen Dünndarm der Pferde insulinabhängig verstoffwechselt. Das ist auch bei zu viel Eiweiß so, denn da wird nur die Stickstoff-Kette abgespalten, dann kann es in den Zucker-Stoffwechsel überführt werden. Zusätzlich enthält Klee viel Gerbsäure und Oxalsäure, also Stoffe, die den Vitamin-B1-Haushalt stören und so den Abbau von Zucker und auch nicht für die Bildung neuer DNA und dergleichen gebrauchtes überschüssiges Eiweiß verschlechtern.

Deshalb ist es so wichtig, den Pferden in der Phase des Graswachstums, wo es noch keine langen Stängel hat, die schon viel Zellulose und außerdem Ähren enthalten, die reich an wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen und sehr wichtig auch dem Vitamin B1 sind, Heu und andere strukturreiche Futtermittel anzubieten, um diesen Mangel auszugleichen.

Na ja ... bisher klappt das bei Chiwa gut und ich hoffe, das bleibt auch so, bis das Gras allmählich bei uns länger und auch strukturreicher wird.

LG
Renate

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