Warum man bei Rehepferden Geduld und einen fast kriminalistischen Spürsinn braucht
Ich möchte heute, nachdem ich gestern erzählt habe, wie wichtig es bei Chiwa unter anderem auch war, die für sie passende Form der Hufbearbeitung zu finden, einmal darauf eingehen, dass die Schwierigkeit bei Hufrehe und die Tatsache, dass diese Krankheit auch bis heute nach wie vor so viele Fragen aufwirft, damit zu tun hat, dass Hufrehe nicht nur viele Ursachen hat, sondern auch die Behandlung jedes Rehepferdes ganz individuell sein muss.
An dem Tag, als diese beiden ersten Fotos hier von Chiwa gemacht worden sind, waren wir vollkommen verzweifelt. Sie stand nicht mehr auf und drohte uns zu sterben, weshalb dann durch diesen Umstand auch unsere Prima zu uns kam, die damals eigentlich als Beistellpferd für den dann ja zurückgeblienenen Reno gedacht war.
Aber Chiwa überlebt auch das wie schon so viel in ihrem Leben.
Es war nicht die durch eine Vergiftung bedingte Hufrehe mit Hufbeinsenkung an allen vier Hufen an sich, die Chiwa fast sterben ließ, sondern die durchaus gut gemeinte Hufbearbeitung nach Straßer mit Aushöhlen der Hufsohle, extrem flachen Trachten und einer so entstehenden sehr langen Zehe, die bei Chiwa anschließend zu so vielen Hufgeschwüren führte, dass sie schließlich nicht mehr laufen konnte, weil gleichzeitig zwei Hufe davon betroffen waren.
Ich muss dazu sagen, dass keins unserer anderen Pferde die Hufbearbeitung nach Straßer übel nahm. Das war nur bei Chiwa so.
Ich weiß aus meiner Forenarbeit, dass es auch viele Pferde gibt, die von der Art der Hufbearbeitung nach Straßer sogar profitiert haben und genau deshalb wieder gesund geworden sind.
Andere kamen gar nicht oder besser mit der Hufbearbeitung nach Biernat oder anderen Hufschulen für Barhufpflege zurecht.
Wieder andere brauchten sogar Hufeisen, was bei Chiwa nie nötig war.
Es kann sich über Jahre hinweg hinziehen, bis man bei einem Rehepferd wirklich raus hat, wie bei diesem Pferd die optimale Hufbearbeitung auszusehen hat.
Das gleiche gilt für die Fütterung. Nicht jedes Rehepferd reagiert auf die gleichen Dinge im Futter mit einem Hufreheschub.
Bei Chiwa sind es vor allen Dingen alle Giftpflanzen oder Stoffe, die das Vitamin B1 blockieren, die sehr gefährlich als Auslöser für einen futterbedingten Reheschub bei ihr sind.
Dazu gehören Sumpfschachtelhalm, Adlerfarn, viele Eicheln oder schon kleinere Mengen Bucheckern, zu viel Klee auf der Weide, aber beispielsweise nicht Gras, was viele andere Rehepferde nicht in großen Mengen vertragen.
Auch um das zu ermitteln, habe ich lange gebraucht.
Pony Max rechts im Bild gehörte einige Jahre zu den Schulpferden meiner Tochter Esther. Er zum Beispiel bekam Hufrehe sehr übergewichtig an der Nordsee auf viel zu viel fettem Marschgras, hat sich später bei meiner Tochter mit genug Umsicht aber auch sehr gut erholt und konnte die Grasarten an der Ostseeseite von Schleswig-Holstein mit etwas Umsicht genossen durchaus vertragen. Dazu vertrug er sehr gut ein besonders fetthaltiges Müsli.
Max war sogar trotz Reheneigung ein in der Reitschule meiner Tochter gut einsetzbares Schulpony, der hier meinem Mann Jürgen nach über 33 Jahren Pause bei dessen erster Reitstunde mit mir und Nixe und Esther als Reitlehrerin dabei half, wieder ein Gefühl fürs Reiten zu entwickeln.
Wenn man weiß, was ein Rehepony oder Rehepferd braucht, ist das nämlich später gar kein Grund mehr zum Verzweifeln.
Aber manchmal kann es auch bei viel Erfahrung zu Rückschlägen kommen.
Bei Chiwa war es Jahre später Schimmel im Futter eines Pensionsstalls, der die Hufrehe zurückkommen ließ. Ich fand dann raus, auch Schimmel blockert das Vitamin B1.
Schimmel kann aber zusätzlich jedes noch so gesunde Pferd durch eine Kolik töten und jeder Pferdehalter oder Pensionsstall sollte da sehr aufpassen.
Bei Chiwa hilft im Akutschub generell sehr gut, sie dann sofort mit einigen Heparinspritzen zu behandeln und mit dem lindernden Schmerzmittel eher vorsichtig zu sein und das nie länger als maximal einige Tage zu geben.
Langfristig profitiert sie von regelmäßig Bierhefe sowie Omega-3-Ölen oder derartigen Ölsamen im Futter und Müslisorten, die genug Mangan in einer natürlichen Form enthalten.
Offenstallhaltung, leichte Bodenarbeit, die nicht überlastend sein sollte, eine möglichst konstante Zusammensetzung der Herde, in der sie lebt, kein Stress, das sind alles Dinge, die Chiwa braucht, damit es nicht zu einem neuen Hufrehe-Schub kommt.
Das für sie so zu ermitteln, war jahrelange Detektivarbeit.
Nicht anders war das mit allen anderen Rehepferden, die ich durch die gemeinsame Forenarbeit mit meinen Langzeitmitgliedern, die sich wirklich eingebracht haben, später sehr gut kennengelernt habe.
Jedes davon hat wie unsere Chiwa seine ganz indivuelle Geschichte. Es gab bei jedem ein langes Suchen nach den Ursachen und viel Mühe, dann herauszufinden, wie genau dieses Pferd zu füttern, zu halten ist und wie am besten seine Hufe bearbeitet werden sollten.
Was sehr wichtig für die Besitzer von Rehepferden ist, ist Geduld zu haben, nicht so schnell aufzugeben, denn die meisten Rehepferde haben durchaus eine Überlebenschance, selbst wenn es ihnen vorübergehend sehr schlecht gehen kann.
Der Wendeschmerz und viele andere Rehefolgen können zwar zum Verzweifeln Anlass geben, aber sind irgendwann auch vergessen. Und viele Rehepferde können selbst nach mehr als einem Schub das Leben noch jahrelang genießen.
Was ich zum Schluss noch erwähnen möchte.
Auch wenn dies ein Blog und kein Forum ist und ich aufgrund der vielen unerwünschten Werbung Blog-Kommentare grundsätzlich per Hand freischalte, es also etwas dauert, bis Ihr Kommentare hier seht und wir diskutieren können.
Bei Fragen fragt ruhig. Ich antworte auch, sobald ich in meinem E-mail-Programm sehe, es hat sich hier jemand zu Wort gemeldet.
Ansonsten findet Ihr natürlich auch viele Antworten mit etwas Geduld einfach beim Durchstöbern der Beiträge in diesem Blog.
LG
Renate