Als Werbetexter macht man nämlich auch eigene Erfahrungen
Man liest in der Werbung für Ergänzungsfuttermittel für Pferde, die besonders gut für den Fellwechsel sein sollen, heute immer wieder, der Fellwechsel von Pferden würde ausschließlich vom Licht abhängig sein.Unsere ganz persönliche Erfahrung sagt wiederum, dass weder der Fellwechsel zum Winter, wenn das Fell wirklich dicker wird noch der im Frühling, wenn die Pferde anfangen wie verrückt zu haaren, grundsätzlich genau zur gleichen Zeit ablaufen.
Außerdem ist es ein gewaltiger Unterschied in Bezug auf das Winterfell eines Pferdes, ob es nachts in einem Boxenstall oder Offenstall untergebracht ist und zusätzlich bei den Boxenställen auch, wie lange die Tiere tagsüber draußen sind und ob so ein Boxenstall nach außen offene Stalltüren oder Fenster hat oder nicht, sondern dicht verrammelt und damit richtig warm von innen ist.
Weiterhin spielt für die Entwicklung des Winter- und Sommerfells auch das Wetter selbst eine große Rolle. Die Pferde merken aus irgendeinem Grund oft recht lange vorher, ob es bald kalt oder warm wird .. und sie können auch noch mitten im Winter oder Sommer in Bezug auf ihr Fell so reagieren, dass sie bei einem plötzlichen Kälteeinbruch mehr Fell nachlegen oder wenn es sehr heiß wird, auch noch im Hochsommer welches zusätzlich abwerfen.
Das hat also ganz sicher wenn dann nur auch mit der Tageslichtlänge zu tun, aber hängt noch von vielen zusätzlichen Faktoren ab.
Es wäre ja auch nicht gesund, wenn ein Tier, das so sehr wie ein Pferd auf eine gute Thermoregulation seines Fells angewiesen ist, um nicht zu sehr zu schwitzen oder zu frieren, sich bei der Bildung des Fells grundsätzlich nur an der Tageslichtlänge orientieren, aber auf die Temperatur gar keine Rücksicht nehmen würde, zumal die Tageslichtlänge weltweit ganz sicher nicht immer genauso wie bei uns hierzulande mit den gleichen Temperaturen gekoppelt sein dürfte.
Dort, wo unsere Pferde herkommen, nämlich aus der Nähe des Himalaya, also einer sehr hoch gelegenen Steppe mit extremen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht und kaum Baumbestand, weil oft oberhalb der Waldgrenze gelegen, können an einem einzigen Tag Temperaturschwankungen von 90 Grad herrschen, es kann dort also nachts eisig kalt und tagsüber extrem warm werden je nach Jahreszeit. Und auch das können die Pferde, die dort noch heute leben, vertragen.
Dieses Jahr zum Beispiel hatten wir nun ja einen richtig heftigen Kälteeinbruch noch zu Ende Februar/Anfang März hin.
Das war 2017 und 2016 nicht so krass.
Ich habe, da ich ja nun extrem viel schreibe und dabei auch oft sehr ins Detail gehe, deshalb mal nachgeschaut, wann eigentlich Chiwa und Prima (Thunder hatten wir da ja noch nicht) in den beiden Jahren angefangen haben, so richtig heftig zu haaren, also das Winterfell abwarfen.
2017 schrieb ich am 8. März mit Fotos vom 3. März, was ich extra dabei geschrieben habe, dass die Pferde eben an diesem 3. März schon begonnen haben, das erste Winterfell abzuwerfen, also schon bürstenweise Fell aus ihnen rauszubürsten war.
Sie haaren da noch nicht fürchterlich, aber sie beginnen zu haaren. Das tun sie dieses Jahr noch gar nicht.
Am 16. März zeige ich, wie das Grünzeug wie wild auf der Weide beginnt zu wachsen.
Auch dazu sollte es dieses Jahr noch erheblich wärmer werden, sonst wächst da noch nichts.
Wie man sieht, füllt Jürgen heute Nachmittag gerade dicke Eisschollen aus unseren Tränkebottichen raus.
Ab heute soll es allmählich wärmer werden.
Im Jahr davor, nämlich 2016, war das auch anders.
Da schreibe ich am 13. März, dass die Pferde, die damals aber noch in einem Boxenstall in Reuterkoppel mit offener Luke in der Stalltur standen, seit ungefähr 8 - 10 Tagen schon sehr heftig haaren würden.
Ich berichte dort, dass es nachts manchmal noch frieren würde, aber die Temperaturen tagsüber oft schon auf 10 Grad plus raufgehen würden.
Auch da haben die Pferde auf die Temperatur reagiert und deshalb früher begonnen zu haaren als sie es in diesem Jahr tun, wo es nachts bis gestern ja noch auf 7 - 8 Grad minus runterging und tagsüber keine oder kaum Plusgrade gemessen werden konnten.
Ich vermute, wenn ich noch weiter suche, dass ich grundsätzlich immer einen Zusammenhang zwischen Tages- und Nachttemperaturen, auch den Haltungsbedingungen und dem Haaren im Frühling finden werde.
Nicht anders ist es mit dem Zulegen des Winterfells zum Herbst. Auch da ist das nach meiner Erfahrung erstens nicht jedes Jahr vollkommen gleich und hängt auch da stark davon ab, wie die Pferde gehalten werden.
Offenstallpferde brauchen mehr Schutz durch dickes Winterfell als Boxenpferde, das ist nunmal so .. und auch das Wetter spielt eben mit rein.
Nun noch zu unserem Job als Werbetexter und die sicher nicht ungesunden Extras zum Fellwechsel, die so viele Futtermittelfirmen anbieten und immer von der Tageslichtlänge reden .. also davon, dass Pferde schon im Juli beginnen würden, das Winterfell anzulegen und im Dezember, das Sommerfell anzulegen.
Die guten Fresschen schaden ja sicher nicht.
Wenn ich für Firmen schreibe, die etwas verkaufen wollen, was in sicherlich 90 % aller Texte der Fall ist und bei Jürgen nicht anders, natürlich sucht man da immer nach anderen Texten und Faktoren, die sich gut lesen und dafür sorgen, dass es mehr Umsatz gibt.
Wer also erzählt, man muss schon im Juli zufüttern, damit das Pferd im Winter auch gutes Fell hat und im Dezember schon wieder oder noch immer, damit es auch im Frühling mit dem Fellwechsel klappt .. ja der animiert zum Kauf. Ist ja nicht verboten, ist sicher auch nicht schädlich.
Die meisten guten Müslis enthalten aber auch viele gesunde Vitalstoffe, meistens auch Öle oder Ölsamen, und zusammen mit gutem Saftfutter, Heu und im Sommer anständigem Weidegras sollten die meisten Pferde schon ausreichend versorgt sein .. egal was die Werbung sagt.
In diesem Sinne.
Unsere drei Pferde haaren dieses Jahr anders als in 2017 und 2016 Anfang März noch gar nicht.
Ich werde Euch erzählen, wenn es losgeht, versprochen.
Es soll ja jetzt wärmer werden.
LG
Renate
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