Samstag, 20. Januar 2018

Die Rolle der Bewegung bei Hufrehe ..

.. im Zusammenhang mit der Hufstellung und umsichtiger Ernährung

 Unser zu Hufrehe neigendes Pony Chiwa ist jetzt schon 24 Jahre alt und wird im Mai sogar schon 25.

Sie war in ihrem Leben schon oft durch ihre Hufrehe-Neigung stark gehandicapt, aber seit wir im Mai 2016 diese Koppel in der Preetzer Feldmark gepachtet haben, geht es mit Chiwa kontinuierlich bergauf. Unser Pony wird zunehmend fitter, obwohl sie älter wird. Das muss mit ihrem Lebensstil hier auf genau dieser Koppel zusammenhängen.

 Bewegung ist als Prophylaxe bei Hufrehe-Neigung sehr wichtig. Das wissen wir schon lange, auch wenn nicht genau klar ist warum.

Ich habe nun schon lange in meinem früheren Hufrehe-Forum nicht nur die Auffassung vertreten, dass man bei Hufrehe mit allem vorsichtig sein muss, das das Vitamin B1 in seiner Funktikon und damit den normalen Abbau von Pyruvat stören könnte, sondern auch schon immer gesagt, es muss zusätzlich was mit dem Fettstoffwechsel, der Freisetzung von Glycerin und auch der Weiterverarbeitung der freien Fettsäuren zusammen mit Glucose zu tun haben.

 In Bezug auf den Fettstoffwechsel halte ich die Lipoproteinlipase für wichtig. Ich bin darauf gekommen, weil Heparin bei Hufrehe so gut hilft, auch wenn immer gesagt wurde, das könnte eigentlich gar nicht helfen, weil es keine logische Erklärung dafür gäbe. Ich bin immer davon ausgegangen, es muss eine logische Erklärung dafür geben. Es gibt inzwischen auch viele verschiedene Forschungserlebnisse, die sogar belegen, warum Heparin unter anderem auch die übermäßige Bildung der Matrix-Metalloproteinasen 2 und 9 verhindert und damit den schnellen Abbau des Lamellenhorns und das Absinken des Hufbeins verhindert. Dazu mal aus Wikipedia, wo das ganz gut erklärt wird:

 https://de.wikipedia.org/wiki/Lipoproteinlipase

Zitat daraus:

 Das wasserlösliche Enzym Lipoproteinlipase (LPL) dient als Katalysator bei der Aufspaltung (Hydrolyse) von Triacylglycerinen (Triglyceride) aus Lipoproteinen, wie sie in Chylomikronen und Very Low Density Lipoproteinen (VLDL) gefunden werden. Die so entstehenden freien Fettsäuren werden von den Zellen zur Fettsynthese verwendet. Mutationen im LPL-Gen sind für die seltene Hyperchylomikronämie ursächlich.
Die Lipoproteinlipase (LPL) ist ein wasserlösliches Enzym, das über Proteoglykane an die Endothelzellen der Blutkapillaren gebunden ist und in der Leber hergestellt (synthetisiert) wird. Sie hat die Aufgabe, die im Blut gelösten und an Eiweiß-Fett-Komplexe gebundenen Fettsäurespeicher, die Triacylglycerine, in zwei Fettsäuren und Monoacylglycerin zu spalten und so für den weiteren Stoffwechsel nutzbar zu machen. Wie die Pankreaslipase und andere Lipasen befindet sie sich außerhalb von Zellen, man bezeichnet sie deswegen auch als extrazelluläre Lipasen. Das durch die Spaltung freiwerdende Glycerin kann in der Leber weiter verstoffwechselt werden, während die Fettsäuren von den Zielzellen aufgenommen werden. So kann die Versorgung von Fettzellen mit Fettsäuren gesichert werden. Angeregt wird die Lipoproteinlipase durch Insulin, Cofaktor für diese Reaktion ist das Apolipoprotein C-II, das Bestandteil von Chylomikronen und VLDL (Lipoproteine) ist. Nach intravenöser Heparin-Injektion kann es zu einem Herauslösen der LPL aus der Proteoglykan-Bindung kommen, was zu einer erhöhten LPL-Aktivität im Serum, genannt post-Heparin-lipolytische-Aktivität (PHLA), führt.

 Das erklärt zwar, warum Heparinspritzen im Hufrehe-Schub so gut sind, aber noch nicht, warum Bewegung eine so gute Prophylaxe bei Pferden ist, die zu Hufrehe neigen.

Das könnt Ihr aber hier nachlesen:

https://books.google.de/books?id=Yg8jBAAAQBAJ&pg=PA70&lpg=PA70&dq=Bewegung+Lipoproteinlipase&source=bl&ots=_G8PbmhbYf&sig=p1unjLv4PjFP-P_HAgiZ-Q7U1wI&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi1jrXjt-fYAhWBECwKHelvBJkQ6AEIKDAA#v=onepage&q=Bewegung%20Lipoproteinlipase&f=false

Daraus auch ein Zitat:

Die Aktivität der LPL und LCAT wird durch körperliche Mehraktivität gesteigert.


 Und genau diese körperliche Mehraktivität bekommt unsere Chiwa auf genau dieser Koppel in der Feldmark Preetz jetzt seit Mai 2016.

Dass das möglich ist, hat nun wiederum ganz sicher auch was mit dem Bewuchs auf dieser Koppel zu tun, dann damit, dass diese Koppel sehr groß ist und die Pferde dazu angeregt werden, sich ganz von Natur aus fast so wie Wildpferde in der freien Natur viel zu bewegen, weil sie knabbernderweise ständig diese Koppel umrunden und mal hier, mal dort Gräser und Kräuter suchen gehen.

 Zusätzlich hat das auch was damit zu tun, dass Jürgen und ich im Laufe von vielen Jahren auch viel über Hufrehe gelernt haben.
So passen wir auf dieser Koppel, die am oberen Ende diverse riesengroße Eichen im Knick stehen hat sowie eine Riesebuche am Eingangstor, immer dann besonders auf Chiwa auf, wenn diese Eicheln und Bucheckern reif sind und runterfallen. Die Pferde kommen dann auf andere Bereiche dieser Koppel, die Gott sei Dank groß genug ist, dass wir diese Möglichkeit dazu haben.

 An manchen Stellen dieser Koppel gibt es auch Sumpfschachtelhalm. Genauso wie Eicheln und Bucheckern hemmt auch der die Aktivität von Vitamin B1, worauf Pferde, die zu Hufrehe neigen, empfindlicher reagieren als andere Pferde. Diese Ecken haben wir natürlich grundsätzlich durch einen Zaun abgegrenzt und nutzen die heute nur dazu, dass das ganz natürliche Öko-Flächen geworden sind, die zum Teil sogar sehr seltene Rote-Liste-Arten unter den Sumpf-Pflanzen beherrbergen. Die Pferde kommen nicht ran und sowas kann in der heutigen Zeit der Umwelt nicht schaden.

Weiterhin sind Jürgen und ich natürlich auch sehr vorsichtig beim Kauf von Heu oder wie in diesem Jahr sogar Heulage. Das muss bei einem Pferd, das zu Hufrehe neigt, einwandfrei sein, denn auch Schimmel hemmt die Aktivität von Vitamin B1 und damit wieder den normalen Abbau von Kohlenhydraten an der Stelle des Pyruvats.

Beim Müsli und dem zusätzlich gegebenen Obst, Gemüse und den Ölen achten wir noch darauf, dass unsere alten Pferde viele gute Vitalstoffe bekommen und nichts Künstliches, weil ich gelernt habe, künstliche Dinge sind nicht so gut wie natürliche.

Ein weiterer Aspekt, der zusätzlich gut für Chiwa zu sein scheint, ist die Tatsache, dass uns schon wieder ein Schmied versetzt hat, als wir diese Koppel pachten konnten. Der letzte war nicht wirklich optimal für Chiwa, denn ähnlich wie früher die Straßer-HHPs stellte auch er Chiwas Trachten sehr flach. Das bekommt ihr erfahrungsgemäß nicht. Wir hatten zwar auch schon Schmiede, die das gut hinbekommen haben mit der Hufstellung passend zum Fesselstand, aber da der junge Mann nun auch wieder nicht kam, hat es Jürgen einfach mal selbst versucht.

Und das ist super. Er macht das toll und Chiwas Hufe sehen, wenn Jürgen sie bearbeitet hat, klasse aus.

Tja .. und dass wir nun noch ein Männchen zur Herde dazugeholt und die Herde auch insgesamt größer gemacht haben, was Pferden immer mehr Sicherheit gibt, das bekommt Chiwa ebenfalls gut. 

Auch die Psyche spielt nämlich bei Hufrehe eine große Rolle und Stress ist nicht gut für Pferde, die zu dieser Pferdekrankheit neigen.

Alles spielt also zusammen.

Wichtig bei dieser Koppel ist, dass sie nicht zu viel Klee, nicht zu viel Weidelgräser und auch sonst keine schädlichen Pflanzen enthält, die bei Hufrehe schädlich wären. So kann Chiwa da trotz Hufrehe-Neigung 24 Stunden am Tag 12 Monate im Jahr in aller Ruhe mit ihren beiden Pferdefreunden rumlaufen und gemütlich grasen.

Und so hat sie dann damit auch die natürliche Bewegung, die eigentlich jedes Pferd bekommen sollte, um gesund zu bleiben, die aber besonders für ein zu Hufrehe neigendes Pferd besonders wichtig ist.

Tja .. das wars mal wieder mit etwas Fachsimpelei, die aber in diesem Blog in meinen Augen gelegentlich dazugehört, auch wenn es unserem eigenen Pony gerade besonders gut geht und ich deshalb nicht wie früher panisch nach weiteren neuen Infos suchen muss.

LG
Renate

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