Samstag, 4. Januar 2020

Meine ganz individuellen Erfahrungen und Gedanken rund um Rehepony Chiwa - Teil 13

Stallwechsel innerhalb von Boksee, mehr oder weniger unfreiwillig und nicht wirklich besser als vorher





Im Januar bei Frost und Schnee mit zwei Pferden, die an einen Boxenstall gewöhnt waren, in einen Offenstall zu wechseln, war alles, aber nicht gut.


Schon der Vertrag ... ja unfreiwillig zustande gekommen, weil es eine Absprache unter den beiden Stallbetreibern gab, dass er uns haben wollte und sie loswerden, war ein absoluter Knebelvertrag.

Man sollte sich auch nicht mit anderen Einstellern über Probleme unterhalten dort. Warum nicht, war schnell klar. Die Einsteller wechselten da wie die Eintragsfliegen den Stall.
Inzwischen gibt es diesen Pensionsstall in Boksee auch nicht mehr, den anderen ja.

Auch wenn die Freundin dieses jungen Bauern nett war .. er war es eben nicht, ein absolutes Ekelpaket. Das Stallklima war entsprechend, weil viel zu viel Druck, immer ein schlechtes.

Die Sicherheit war besser als im Stall davor. Nur einmal sind die Pferde dort weggelaufen. Vermutlich waren wohl Kinder auf der Weide und haben das Tor aufgelassen. Sowas kann passieren .. so wie davor, dass die Pferde ständig weggelaufen sind, aber eben nicht.
Chiwa wurde ein paar Wochen durch den Stallwechsel regelrecht krank.

Es gab zwei Offenstallgruppen, eine für zu Hufrehe neigende Pferde und eine für die anderen, die dazu nicht neigten.

Chiwa hatte Probleme, sich jetzt mitten im Winter in der Rehegruppe zu behaupten und durfte, bis sich das gab, dann ein paar Wochen nachts in einer Krankenbox schlafen. Das war okay von diesem Bauern.



Es gab dort einen Reitplatz und zusätzlich ein Round Pen. Der Reitplatz hatte keine Turniermaße, was uns aber ganz egal war.

Insofern war es dort auch so, dass wir, wenn wir kamen, immer gut mit den Pferden was auf einem der Plätze tun konnten und nur dann spazierengehen, wenn wir das auch wollten.

Was später im Sommer aber auch nie klappte, war die Abmachung, Chiwa dann mit auf die Sommerweide zu lassen, obwohl sicher war, die verträgt sie, denn das war die gleiche Weide, auf der sie gemeinsam mit Reno und Nixe schon 2000 war.

Der Bauer, wo wir damals gewohnt hatten, war weg .. der Hof dort eine komplette Ruine, wo jemand dabei war, alles abzureißen und neu aufzubauen und der hatte sein Weideland an den Nachbarn verpachtet .. ich wusste deshalb, Chiwa verträgt dieses Weideland. Dennoch kam weder die Rehegruppe noch sie selbst jemals im Sommer mit auf diese Weide, auch wenn wir das wie vieles andere abgesprochen hatten.






Eine ebenso ganz klare Absprache war gewesen, dass wir ein vorübergehendes Problem kriegen könnten, sollte meine Mama sterben ...es war klar, dass meine Mama in ihrem Zustand nicht mehr viele Jahre leben würde, das sah man einfach.

Wir haben es also schon beim Einzug ganz klar angesprochen, was wäre, wenn wir dann vorübergehend ein finanzielles Problem kriegen und uns erstmal begrabbeln müssten, denn vorbeugen ginge nicht, weil man einen so schweren Pflegefall eben nicht eine Minute alleine lassen konnte.


Es wurde da ganz klar gesagt, das würe schon okay und würde schon klappen und zur Not könnten wir auch eventuell mal das Pensionsgeld abarbeiten statt bezahlen, helfende Hände würden da ja immer gebraucht.

Die Realität würde später ganz anders ausschauen, aber so weit bin ich noch nicht.

Chiwa erholte sich binnen einiger Wochen von dem Umzugsstress mitten im Januar und integrierte sich dann auch in die Reheherde .. Prima hatte von vornherein keine Probleme in der anderen Herde.


Die Lage von dem Stall war super. Auch Spaziergänge von dort aus auf einem Rundweg, der direkt vom Stall abging, war toll. Es lag alles besser als vorher und auch die Pferde, auch wenn beide in verschiedenen Gruppen waren, waren ja recht nah beieinander, weil die beiden Offenställe gegenüber lagen .. also nicht dieses Problem wie im Stall davor, dass man durchs halbe Dorf rennen musste, um irgendwo sein Pferd von der Weide zu holen.






Der Stall kostete auch weniger.

Der junge Bauer war froh, dass bei uns das Pflegegeld immer schon einige Tage vorm Ersten gebucht war und wir immer sehr zeitig bezahlen konnten .. er fragte oft, ist es schon gebucht. Es war klar, er wartete laufend auf Geld. Wie er später reagiert hat, lag möglicherweise auch an finanziellen Problemen .. nur hilft einem das leider nicht weiter, wenn man Angst um seine Pferde haben muss, weil man selbst auch mal finanzielle Probleme hat.

Das mag auch der Grund sein, warum es diesen Stall heute gar nicht mehr gibt.
Ich habe .. ich kann durchaus auch Schwein sein und mich drüber freuen, wenn manche richtig fiese Typen laufend neue Einsteller suchen, weil ihnen ihre Einsteller immer wieder weglaufen ... später oft gesehen, es wurden auch nach uns immer wieder neue Einsteller gesucht .. irgendwann nicht mehr .. und als wir dann mal dort waren auf einen Spaziergang, sahen wir, der Stall ist weg und wussten, warum keine Einsteller mehr gesucht werden.

Es gibt noch mehr so Ställe, die noch da sind, wo ich immer mir viel Schadenfreude verfolge, dass die nonstop neue Einsteller suchen.

Ich bin ein Fan von langen Haaren und bei Pferden langen wehenden Mähnen. Was mich damals auch störte, auch wenn sich das kleinlich anhören mag, war die Tatsache, dass Heu und Heulage immer auf den Gängen vor dem Offenstall verfüttert wurden und sich die Pferde dabei laufend die Mähne abgeschubbert haben. Das sah so blöd aus und gesund ist sowas sicher auch nicht wirklich, wenn sie stellenweise gar keine Mähne mehr haben, denn die Mähne eines Pferdes hat ja auch eine Funktion.





Bei Chiwa und allen anderen Pferden in der Rehegruppe auch stellten wir später fest, gar kein Weidegang ist auch nicht gut. Auch wenn Chiwa dort nie Hufrehe hatte und auch nicht ernstlich krank war und Heu und auch Heulage und Stroh okay und fachmännisch gut gemacht waren .. es war offensichtlich irgendwann an ihrem Fell und auch dem ihrer Kollegen zu sehen, dass Vitamine aus dem frischen Grün fehlten. So viel kann man mit Zufüttern von Müsli und Gemüse und auch mit Spaziergängen mit Kantengrasen, die wir da oft gemacht haben, einfach nicht ausgleichen.


Anders als das Fell der Weidegruppe kriegten alle Pferde der Rehegruppe irgendwann sehr struppiges Fell.

Auch wenn Weidegang bei Reheneigung immer schwierig ist, ganz ohne geht es nach meiner Erfahrung nicht. Das habe ich gerade in diesem Stall sehr deutlich an Chiwa miterlebt.

Auch das Fehlen von Grün macht krank, wenn auch auf eine andere Art.




Was uns zum Stallwechsel .. der dann sehr lange überlegt und Monate später erfolgte ... bewog, war der Tod meiner Mutter Ende September 2011.

Natürlich hatten wir da Probleme. Die Beerdigung musste bezahlt werden. Alles fiel weg ...der Anteil an allem von meiner Mutter in unserer Haushaltsgemeinschaft, denn unsere Wohnung war ja für 3 Personen gemietet, nicht für 2. Alles lief zunächst weiter auf den Verbrauch von 3 Personen, auch die Stromrechnung und mehr .. das alles pendelt sich, wenn jemand stirbt, erst im Laufe der Zeit wieder ein.

Menschen in Jürgens und meinem Alter, die bei einem so krassen Pflegefall . .damals der Stufe 3, also der höchsten, die es damals gab ..ja gar nicht mehr hatten arbeiten können, und zwar alle beide nicht, denn Mama konnte ich alleine gar nicht tragen, das ging nur zu zweit ...die finden natürlich nicht binnen 3 Tagen einen neuen Job .. und auch der Tod der eigenen Mutter setzt einem doch rein menschlich zu .. was in diesem Stall aber keinen interessiert hat. Ich konnte plötzlich nur die Hälfte anzahlen und schon hieß es, Prima sollte verkauft werden, weil das ginge so ja nicht. Die ach so tollen Einsteller, die immer schon oft am 25. bezahlt hatten, waren ja nun genauso pleite wie der Bauer selbst.

Es gelang uns, das Problem zu lösen. Ein Freund aus Frankreich half und mit etwas Geld aus, ich konnte dann auch bald einen 1-Euro-Job machen und noch etwas später fand ich meinen Texter-Job, den ich immer noch mache und Jürgen fing an, das auch zu machen.

Trotzdem haben wir uns damals gesagt, weg da .. es brennt nicht .. aber weg da. Am besten in die Nähe unserer Wohnung, wo man nicht zwingend ein Auto braucht, denn auch ein kaputtes Auto ohne Ersatz kann in Ecken wie unseren ein echtes Problem werden, weil die öffentlichen Verkehrsmittel hier ja eine Katastrophe sind.

Wir gingen nicht gleich, sondern blieben noch bis Juni 2012 und dachten damals, wir hätten ein kleines Paradies in der Nähe unserer Wohnung in Preetz entdeckt.

Optisch werdet Ihr auch bald sehen, dass es so wirkte. Aber ehrliche Pensionsstallbetreiber sind leider so selten wie eine Goldmünze im Wüstensand .. leider ist das so.






Wir planten alles gut und liefen dann zu Fuß mit Chiwa und Prima durch den Havighorster Wald zu einem Ort, der sich Dinghorst nennt, ein ganz kleiner Ort inmitten einer echt tollen Landschaft.










Das Foto rechts zeigt uns schon in diesem Stall.

Aber die Stallbetreiber hatten uns etwas ganz Wesentliches verschwiegen.

Dort standen ein Hengst und eine von ihm trächtige Stute und bei den beiden wollten die zwei unsere Stuten mit auf die Weide stellen.

Ich dachte, haben die nen Knall? Sie meinte, wenn unsere Stuten rossig wären, könnte man ja aufpassen ????? Ich habe selten Pferdehalter kennengelernt, die noch weltfremder gewesen wären und noch weniger Ahnung gehabt hätten.

Da passte Prima schon auf, dass der Hengst ihrer Chiwa nicht zu nahe kommt, der klar sehr aufgeregt war, ist ja normal.

Klar haben wir darauf bestanden, dass die Pferde nicht zusammen laufen, aber es ging dennoch laufend dort alles schief.








Wir hatten nach Klee auf der Weide gefragt . es hieß, nee da wäre keiner .. dabei waren die Weiden über und über voll Klee. Es gab auch Ecken mit Adlerfarn und Jakobskreuzkraut, wo wir erstmal bei sind, das ausreißen, damit sich die Pferde nicht daran vergiften konnten.









Der Hengst brach mehrmals aus und verletzte Chiwa.

Gott sei Dank hat er keine unserer Stuten gedeckt.

Wir haben das Vet-Amt eingeschaltet, aber keine Hilfe bekommen.

Es blieb uns nichts anderes übrig, als Hals über Kopf sofort einen anderen Stall zu suchen. Wir gingen binnen eines Monats also in den nächsten Stall .. und auch den haben wir dann wieder ohne wirklich genau zu schauen genommen, obwohl sich später herausstellte, es gab da viele Mängel.

So schlimm wie in Dinghorst war es natürlich nicht im nächsten Stall, wir waren auch einige Jahre dort .. aber was da dann passierte, war besonders für ein zu Hufrehe neigendes Pferd halt auch Gift. Dazu aber später.

Hier in Dinghorst hatte Chiwa keinen Hufrehe-Schub.

Sie lahmte nur bei unserem Umzug, und das sehr, weil der Hengst sie kurz vorher getreten und am Bein verletzt hatte.



Zeit, um eine Fahrgelegenheit zu organisieren, war nicht. Es blieb uns nichts anderes übrig, als mit einem lahmenden Pferd 13 km zu Fuß von Dinghorst bis nach Klein-Kühren zu laufen.











Der schöne Schein auf diesen Fotos trügt also sehr.

Es wirkt alles so idyllisch.

Wir haben uns klar bemüht, die Zeit zu nutzen. Die Gegend war ja wirklich schön, wir meistens mit den Pferden ganz alleine, weil die Stallbetreiber nichtmal auf dem Hof wohnten, sondern irgendwo in Kiel und nie da waren .. aber auch nicht, um sich um irgendwas zu kümmern.

Wir haben viel an Arbeit abgenommen damals. Es machte sonst ja keiner.


Den Reitplatz konnten wir meistens gar nicht nutzen, obwohl wir ja auch dafür bezahlt hatten, denn die Reitbeteiligung für den Hengst war ein Kind.

Oft ist das Tier ihr weggelaufen und war dann auf einer Weide neben dem Reitplatz und eine Gefahr für unsere Pferde. Man konnte den Platz dann nicht nutzen. Wie man auf die Idee kommen kann, einem Kind einen Hengst zu überlassen, der einem nichtmal gehört, ich weiß es nicht.





Die Frau, der dieser Hengst gehörte, war fast nie da. Die wohnte irgendwo an der Nordseeküste, war berufstätig und kam nur selten nach dem Tier schauen, war also keine Hilfe.

Später haben wir erfahren, dass der Hengst nicht lange nach unserem Weggang dort gestorben ist.

Ein Wunder ist das bei der Organisation dort nicht. Die Leute waren auch nicht lange da. Der Eigentümer dieser Stallanlage hat es später an andere verpachtet.



Die letzten beiden Fotos hier sind von Anfang Juli 12 bereits im nächsten Stall in Klein-Kühren.

Davon werde ich später berichten.

Die ersten Monate dort waren herrlich und wirklich schön .. das Stallklima herzlich und total menschlich, die Gegend auch schön. Die Probleme kamen erst im Winter. Warum erzähle ich dann bald..






Auch dieser Fußweg über 13 km mit zwei ja nicht unbedingt gemütlichen trotteligen Pferden war ein kleines Abenteuer.

Chiwas Verletzung heilte schnell ab und es ging ihr lange erstmal weiterhin gut.

Es geht dann bald weiter ab dem Text "Eigene Pferde - Unsere stolzen Freunde - Teil 24" vom 17. Dezember 2013.

LG
Renate

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