Mittwoch, 16. Dezember 2015

Wandernde Pferde ...

... auf der Suche nach gesunden Haltungsbedingungen

Ich halte jetzt seit 1992 eigene Pferde, zuerst mit meinem Ex-Mann und unseren Kindern zusammen, seit 2007 gemeinsam mit meinem 2. Mann, der inzwischen auch etliche Jahre Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Problemen bei den Haltungsbedingungen gemacht hat.

In diesen vielen Jahren haben wir beide auch unzählige andere Pferdehalter und Pferdehalterinnen kennengelernt, und zwar sowohl viele persönlich als auch noch mehr virtuell durch den Austausch im Internet im gesamten deutschsprachigen Raum.



Ich kenne eigentlich niemand, der ein eigenes Pferd oder mehrere davon hält, der sich wünschen würde, ständig mit seinem Pferd oder den Pferden umzuziehen, aber trotzdem kenne ich auch kaum jemand, der seit mehreren Jahren eigene Pferde hält, der nicht schon zigmal umgezogen wäre.

Die meisten Menschen machen sich genauso wie ich das mit meiner Familie schon vor dem Kauf des ersten eigenen Pferdes tat, schon vor der Anschaffung Gedanken darüber, wie Pferde gehalten werden sollten, was sie brauchen, um gesund zu bleiben, dass Pferdegesellschaft wichtig ist und so weiter.

Besonders die Menschen, die sich nur ein Pferd kaufen, legen auch zu Anfang viel Wert darauf, dass es im ersten Stall, wo es dann lebt, Pferdefreunde hat und wünschen sich ganz sicher nicht, dass dieses heißgeliebte Tier seine Pferdefreunde bald wieder verlieren soll, weil es zu einem Umzug in einen anderen Stall kommt.



Eine Grundvoraussetzung für einen guten Stall sind gesunde Haltungsbedingungen, das wünscht sich jeder Mensch, der sein Pferd irgendwo unterbringt.

Nicht jeder Mensch ist dabei so anspruchsvoll, auch Luxus wie eine Reithalle, ein optimales Ausreitgelände, eine Reitlehrerin oder einen Reitlehrer im Pensionsstall oder einen Full-Service inklusive Ausmisten, Füttern, sogar mit Kraftfutter, Kümmern um Hufschmied und Tierarzt oder mehr vorauszusetzen.

Viele Pferdehalter haben nichts dagegen, selbst auszumisten und zu füttern, sofern das Preis-Leistungsverhältnis dabei dann noch stimmt.

Wichtig ist aber allen Pferdehaltern eines.

Das Pferd sollte dort, wo es untergebracht ist, weder durch das zur Verfügung gestellte Futter wie das Heu noch durch die Einstreu wie das Stroh noch durch gefährliche Gegenstände in seinem Umfeld oder Giftpflanzen im Heu, Stroh, auf der Weide oder im umliegenden Knick krank werden oder mit Pech sogar chronisch krank werden, mit noch mehr Pech sogar sterben.


Dennoch hört man immer wieder durch die Berichte anderer Pferdehalter, dass vielen genau das in vielen Pensionsställen passiert ist.

Die Pferde leiden durch Schimmel im Heu und Stroh verflossener Ställe an chronischen Krankheiten wie Staubhusten oder Hufrehe, haben sich durch unsauberes Gelände, das durch viel zu viele Pferde pro Hektar überlaufen war, Mauke oder Strahlfäule zugezogen, auch auf rutschigen Böden verletzt, weil sie gestürzt sind, sich an Gegenständen, die auf einem Reiterhof in der Nähe von Pferden nichts verloren haben, schwer verletzt oder durch unsachgemäße Fütterung Magengeschwüre, Koliken und vieles mehr bekommen.

Jürgen und ich oder ich und früher mein Ex und die Kinder haben auch schon so einiges erlebt, das alles andere als gut für unsere Pferde gewesen ist.

Die schlimmsten Dinge waren dabei Hufrehe durch Giftpflanzen, Schimmel oder eine fast tödliche Verletzung durch Maschendraht auf einer Weide.

Nur mit sehr viel Glück passierte den Pferden an anderer Stelle nichts durch ständige Ausbrüche und das Herumlaufen mitten auf der Straße, Stacheldraht im Fesselbereich und sonstige gefährliche Dinge.

Vergleichsweise harmlos erscheinen einem dann Dinge wie Tiefstreu, weil der Misthaufen voll und kein Platz zum Ablegen von weiterem Mist vorhanden war, komplett verdreckte Ausläufe, die mit Urin und Pferdemist durchsetzt, zu nass oder für die Haltung vieler Pferde einfach aufgrund der Bodenverhältnisse ungeeignet gewesen sind.

Wir hatten dadurch persönlich keine lebensgefärhlichen Gesundheitsschäden, aber ich kenne einen Bericht, wo das anders war, denn auch Strahlfäule kann so schlimm werden, dass es fast tödlich endet und tausende Euro Tierarztkosten mit sich bringen kann.
Kennt man solche Berichte aus der eigenen Umgebung oder hat es sogar selbst dort erlebt und liest dann die Anzeigen, mit denen neue Einsteller gesucht werden, traut man oft seinen Augen nicht, denn die Betreiber dieser Ställe schildern natürlich alles als kleines Paradies und suchen auch entsprechende Fotos heraus, um das zu belegen.

Seltsam ist auch, dass Stallbetreiber grundsätzlich berichten, sie hätten verflossene Einsteller raus geschmissen, weil die faul oder zahlungsunfähig oder sonstwie unmöglich gewesen wären. Eigene Fehler gibt keiner davon zu, das habe ich noch nie erlebt.
Vergleichsweise kleine Probleme haben die meisten Pferdehalter mit Pachtland, aber auch da kann es Probleme geben. Da wird Land verpachtet oder zigmal unterverpachtet, das einem gar nicht gehört.

Wer das ahnungslos pachtet, hat keinerlei Rechte, denn verpachten darf Land nur der Eigentümer.

Auch nicht durch das Bauamt genehmigte Unterstände können zu einem Problem werden, ebenso Nachbarn, die sich an den Pferden zu schaffen machen oder unfreundlich sind.

Wer einmal Pachtland ergattert hat, gibt es selten einfach auf. Meistens sind es Zwänge, die dazu führen wie beispielsweise unvorhergesehene Umzüge in eine andere Gegend.

Das war auch bei dem Pachtland so, dass ich schon gepachtet hatte. Ansonsten waren das die einzigen Ecken, wo ich grundsätzlich so gut wie vollkommen zufrieden gewesen bin, einfach weil ich auch genug Land gepachtet hatte und auf Giftpflanzen natürlich geachtet habe genauso wie auf alles andere.
Was also brauchen Pferde? 

Die Tiere brauchen ein Gelände, das groß genug ist, nämlich mindestens einen Hektar nicht sumpfiges Weideland pro Pferd mit hoch gelegenen Ecken für den Winter, die sich für den Winterauslauf eignen.

Die Tiere brauchen Schatten im Sommer, eine Möglichkeit, im Winter bei zu starkem Regen eine Schutzhütte zu finden, genug frisches Wasser zu jeder noch so ungünstigen Jahreszeit, genug trockenen Boden unter den Hufen und einen Grasbewuchs, der pferdetauglich ist, also weder eine typische Rinderweide noch übermäßigen Bewuchs mit Klee oder ungeeigneten Pflanzen.


Sehr gefährliche Giftpflanzen wie Sumpfschachtelhalm. Adlerfarn, Fingerhut, Jakobskreuzkraut und dergleichen haben gar nichts auf einer Pferdeweide zu suchen ... Bäume, die im Herbst gefährliche Früchte in Massen abwerfen, müssen ausgezäunt werden können. Dazu gehören zum Beispiel Eichen und Buchen.

Es ist wichtig, dass Heu und Stroh schimmelfrei und auch frei von Giftpflanzen sind.




Pferde brauchen entweder im Winter eine Box, die groß genug ist oder einen Offenstall, in dem genug Platz für alle Pferde einer zusammen gehörenden Herde ist, und das sind ca. 5 Quadratmeter pro Pferd. Außerdem muss ein Offenstall genug Fluchtwege bereit halten. Wird er überbelegt, ist er für Pferde ungeeignet, und zwar genauso ungeeignet wie ein überbelegter Auslauf oder eine überbelegte Weidefläche.

Im Sommer muss die Möglichkeit da sein, in den Schatten zu gehen und zu jeder Jahreszeit genug Wasser.

Andere Dinge, die wichtig sein können, sind die Zusammensetzung einer Pferdeherde, denn nicht alle Pferde sind verträglich oder passen zusammen.

Wichtig ist es auch bei Eigenleistung, dass der Misthaufen so zu erreichen ist, dass es nicht zu einer Strapaze führt, sein Pferd auszumisten.

Pferdehalter wünschen sich oft Unterstützung, zum Beispiel durch jemand, der Unterricht geben kann, auf jeden Fall genug Platz zum Reiten und viele auch ein schönes Ausreitgelände, zumindest im Sommer. Im Winter sollte der Reitplatz nicht schwimmen.
Bei Offenstallhaltung sind Krankenboxen oder ähnliche Vorrichtungen wichtig, bei Boxenhaltung eventuell Pferdegesellschaft für ein erkranktes Pferd. Es kann auch wichtig sein, kranke Pferde in einem separaten Auslauf in der Nähe anderer Pferde halten zu können.

Nicht schädlich sind eine Toilette für die Einsteller oder ein Aufenthaltsraum, gemütliche Ecken, denn wer Pferde hält, verbringt die meiste Zeit seiner Freizeit dort.


Obwohl wir einen Pferdemarkt und keinen Pensionsstallmarkt haben, jedenfalls schon seit vielen Jahren, es also nicht sehr schwer ist, mit seinem Pferd von Stall zu Stall zu ziehen, weil sich leicht etwas anderes finden lässt, scheinen viele Pensionsbetriebe nicht zu verstehen, warum sie ihre Einsteller selbst immer wieder weg treiben.

Es kommen ja neue, scheinen viele zu denken .. zumindest erscheint es mir so, vor allen Dingen dann, wenn sie ihren Stall in der Nähe einer Großstadt haben.

Eine langfristige enge Stallgemeinschaft entsteht so häufig gar nicht erst.

Die Menschen sind misstrauisch und vorsichtig.

Eine gängige Praxis ist leider auch die Aussage, bei Problemen doch immer zuerst Bescheid zu sagen. Tut man das aber, wird meistens gesagt, man könnte ja gehen.

Dann kommt heraus, dass der Stall immer im Vorteil ist, denn kein Pferdeumzug ist unproblematisch, auch wenn er meistens nicht unmöglich ist. Es sind die Pferde, die unter diesem Verhalten so vieler Stallbetreiber zu leiden haben, denn Pferde sind Herdentiere, die einen festen Herdenverband und sichere soziale Beziehungen sowie gesunde Haltungsbedingungen brauchen.
Leider haben Pferde heute anders als Menschen nicht den Schutz, den menschliche Mieter für sich in Anspruch nehmen können. Der Tierschutz hat dieses Problem offensichtlich noch nicht erkannt. Es wäre aber ein Thema, sich darüber einmal Gedanken zu machen, was so viele wandernde Pferde in Deutschland laufend erleben und erleiden müssen.

Warum passiert das eigentlich?

Nun ich denke, es hat einen einfachen Grund. Es liegt daran, einfach zu viel Geld verdienen zu wollen. Da wird Futter, das nichts taugt, nicht weg geworfen. Da werden viel zu viele Pferde eingestellt, obwohl genau bekannt ist, wie viel Platz für ein einzelnes Pferd da sein müsste, damit Flächen nicht überbelegt werden, da wird auch an der Anlage gespart, wo es nur geht ... und wenn sehr viele Pferde da sind, kein Personal eingestellt, obwohl das nötig wäre. Alles würde ja den erhofften Verdienst schmälern.

In vielen anderen Berufen wird man heute auch nicht reich .. warum also versuchen es so viele Menschen auf dem Rücken unserer Pferde?

Tja ... Chiwa litte nicht an Hufrehe und wäre auch nicht an einem Unfall fast gestorben, wenn die Menschen, bei denen wir sie untergestellt hatten, anders davor gewesen wären.

Und ansonsten hatten wir oft nur unglaublich viel Glück, dass das, was hätte passieren können, nicht passiert ist.

Das geht leider nicht jedem Pferdehalter so. Deshalb war es mir ein Bedürfnis, das einmal aufzuschreiben.

Ich werde es auch noch in meine anderen Pferdeecken verlinken, da es sich nicht nur auf Hufrehe bezieht.

LG Renate

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