Samstag, 13. August 2016

Die Gerbsäure in Eicheln, Bucheckern und Klee

- Für alle Hufrehe-Interessierte, die genauere Erklärungen mögen -

 Unten findet Ihr die Verlinkung zu einem Text, den ich vor einer Weile geschrieben habe, nämlich wie wir direkt hier auf unserer jetzt gepachteten Weide durch entsprechenden Prophylaxe dafür sorgen, dass unsere Pferde vor besonders gefährlichen Hufrehe-Auslösern geschützt werden.

Dazu gehören im Spätsommer Eicheln und Bucheckern. Beide Baumfrüchte sind deshalb so gefährlich, weil sie nur unter anderen viel Gerbsäure (auch Tannine genannt) enthalten, teils auch noch andere Giftstoffe. Klee enthält nur nebenbei gesagt übrigens auch viel Gerbsäure und sollte deshalb nie in zu großen Mengen auf einer guten Pferdeweide vorhanden sein.

 Ich glaube, dass besonders im Spätsommer so oft Pferde an Hufrehe erkranken, kann auch daran liegen, dass dann die Eicheln und Bucheckern von den Bäumen fallen.

Es wird nicht immer möglich sein, Pferde davor zu schützen, dass sie von Spaziergängern damit gefüttert werden, die auf die Idee kommen könnten, extra Eicheln und Bucheckern für Pferde zu sammeln. Spaziergänger kommen leider auf die verrücktesten Ideen und meinen es leider oft sogar gut damit.

Es ist allerdings bei eigenem Weideland machbar, in der Zeit von September bis ca. Mitte/Ende Oktober Eichen und Buchen großflächig auszuzäunen, damit Pferde zumindest in dieser Zeit, wo diese Baumfrüchte oft zentnerweise von den Bäumen fallen, nicht heran kommen, um sie in zu großen Mengen zu fressen.







 Was passiert, wenn ein Pferd zu viel Gerbsäure im Futter hat, ist folgendes:

Gerbsäure (bei Menschennahrung auch in Kaffee und schwarzem Tee enthalten) hemmt sehr stark die Wirkungsweise vom Vitamin B1. Das Vitamin B1 wiederum ist erforderlich, damit die meisten Kohlenhydrate in der Nahrung bis auf einige wenige reibungslos über den sogenannten Citratcyklus umgebaut und in die Atmungskette eingeschleust und dort zu Energie umgewandelt werden können, dem sogenannten ADP (Adenin-Tri-Phosphat).

 Der Kohlenhydratabbau über den Citratcyklus und die Atmunskette ist ein aerober, also Sauerstoff verbrauchender, Vorgang.

Stockt es nun an der Stelle, wo Vitamin B1 gebraucht wird, kommt es im Pferdekörper dazu, dass sich sehr viel Laktat bildet, denn woanders können die Kohlenhydrate dann nicht hin abgebaut werden. Das kann nur anaerob zu Energie umgewandelt werden. Wird das zu viel, kann es sogar zu einer tödlichen Laktatazidose kommen (an der sterben häufig unbehandelte Diabetiker, bei denen liegt es aber am Mangel an Insulin).

Das ist auch der Grund, warum noch gefährliche regelrechte Giftstoffe wie die im Adlerfarn oder Sumpfschachtelhalm in großen Mengen für alle Pferde tödlich sind.

Auch dass Bucheckern gefährlicher sind als Eicheln hat den Grund, dass in diesen Baumfrüchten die giftigen Anteile alle zusammen extremer auf den Pferdekörper einwirken als die in Eicheln.

Wenn Ihr nun fragt, warum manche Pferde mehr Eicheln und Bucheckern vertragen, bevor es zu Hufrehe, Kolik und anderen Vergiftungserscheinungen kommt als andere, ich weiß es leider auch nicht und habe bisher auch nichts gefunden, was das genau erklären würde, obwohl ich über 10 Jahre lang die Administration eines Hufrehe-Forums gemacht habe, das es leider nicht mehr gibt, weil damals Sideboard seine sogenannten 2er-Foren aufgrund von Werbeeinnahmen-Mangel aufgab und damit auch mein altes Hufrehe-Forum verschwand.

Ich vermute, da sich Laktat wieder mit dem Fett-Abbauprodukt Glycerin verbinden kann, dass Pferde, die zu Hufrehe neigen, aus genetischen Gründen Nahrungsfette langsamer abbauen werden als andere und damit nicht in der gleichen Geschwindigkeit genug Glycerin zum Laktat-Abbau zur Verfügung stellen als ihre widerstandsfähigeren Herdenmitglieder.

Generell schaden aber zu viele Eicheln und Bucheckern im Spätsommer und auch zu viel Klee auf der Weide allen Pferden, auch den besonders gesunden. Bei jeden Pferd kann plötzlich bei zu wenig Vorsicht der erste Schub Hufrehe da sein, und danach bleibt es ein Leben lang anfälliger.


LG Renate

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