Sonntag, 3. Juni 2018

Bei Hufrehe-Neigung muss Heu füttern im Sommer manchmal sein

- Bei gesunden Pferden und selbst Rehepferden aber nicht grundsätzlich -

Als wir im Herbst 2003 von Kiel-Wellsee mit Chiwa und Reno nach Nettelsee umgezogen sind, hatte ich noch keine Ahnung davon, was eine Weide bedeutet, die mal für Kühe angelegt worden ist und wie schädlich das für ein Rehepferd wie Chiwa sein kann.
Da die Leute vom Gnadenhof Gaia's Traum, wo Chiwa und Prima ja jetzt sind und wo man sie nach wie vor nicht auf neuen Fotos oder Videos zu sehen bekommt, gestern schrieben, ihre Pferde dort bekommen auch im Sommer Heu und fressen das freiwillig, bin ich wie bei vielen der Äußerungen dort, die einfach nicht meiner Erfahrung entsprechen, doch sehr stutzig geworden und möchte mal was zu Heu füttern im Sommer erzählen.


Ob Pferde, die zu Hufrehe, Kreuzverschlag, Sommerekzem oder anderen Stoffwechselstörungen neigen, im Sommer 24 Stunden weiden können oder nicht, kommt auf den Bewuchs so einer Weide an.

Taugt diese Weide noch was, weil sie mit gesundem Pferdegras und den dazu gehörenden Kräutern bewachsen ist, dann müssen auch diese Pferde nicht mit Heu zugefüttert werden.

Kühe, die schnell wachsen oder viel Milch geben sollen, werden heute meistens auf Weiden gestellt, auf denen für Pferde viel zu viel Klee oder andere Leguminosen wachsen, die auch oft viel zu viele Weidelgräser und andere Hochleistungsgräser enthalten, die einmal zur Fruktanbildung und außerdem auch dazu neigen, bei Überweidung sogenannte Endophyten, die sehr gefährliche Giftstoffe für Pferde ausscheiden können, zu bilden.



Als wir in Nettelsee 2003 eine ehemalige Rinderweide pachten konnten, haben wir davon nichts geahnt, aber schnell erlebt, was das bedeutet.
Auch auf die Pflanzen im Knickbereich haben wir damals noch nicht geachtet. Man lernt über ein Rehepferd ja auch erst im Laufe der Zeit dazu und weiß dann, was wichtig ist.

Rechts Chiwa mit Hufrehe, zwar wohl ausgelöst durch falsche Hufbearbeitung damals, aber auch der viele Klee dort, der zu hohe Anteil an Weidelgras, die Eichen im Knick waren in Nettelsee gefährlich für ein Rehepferd.


Ich habe dann dort begonnen, Eichen im Knick in der Eichelzeit grundsätzlich auszuzäunen, damit die Pferde die vielen Eicheln nicht fressen konnten, den Weidegang auf der sehr kleereichen einen Weidefläche auf nur wenige Stunden zu begrenzen, sonst wäre mir Chiwa da nämlich wieder mit Hufrehe zusammengeklappt, den Pferden dann in den übrigen Stunden ein  eher kleines Stück Weide im Waldbereich, wo nichts Gefährliches für sie wuchs, zur Verfügung zu stellen und ihnen da dann in dieser Zeit auch Heu dazuzufüttern. Auch im Sommer.

Dass Pferde dann dieses Heu auch wirklich fressen, klappt nach meiner Erfahrung aber nur, wenn sie in den Stunden, wo sie es bekommen, so wenig Weidegras zur Verfügung haben, dass sie davon nicht wirklich satt werden .. denn sonst fressen Pferde definitiv im Sommer freiwillig kein Heu, sondern ziehen Gras vor.

Wenn dieser Gnadenhof behauptet, das sei anders, entspricht das nicht meiner Erfahrung und ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass das wirklich stimmt.


Ich will damit jetzt gar nicht sagen, dass es schädlich für Pferde ist, sie auch im Sommer mit Heu zu füttern.
Ich halte es lediglich für komplett gelogen und geschönt zu behaupten, dass Pferde in Hülle und Fülle auf einer großen Sommerweide laufen dürfen, wo auch genug Gras wächst, und das ununterbrochen und frei und freiwillig das ebenfalls angebotene Heu mit Wonne fressen.
Sowas machen Pferde eben nunmal nicht. Die fressen nur dann Heu, wenn sie genug Hunger haben und es nichts anderes gibt.

Dass sie dort auch Heu fressen, muss also einen anderen Grund haben als dargestellt, nämlich möglicherweise den, dass die Weide dort sich nicht zum Vollzeit-Weiden eignet, weil es keine gute Pferdeweide ist oder aber auch als Heuweide genutzt wird und nicht genug Gras für alle da ist. Beides wäre denkbar.



Es gab dort ja schon vor Chiwa in Luna ein weiteres Rehepferd, das auch schon dort ziemlich schlimm dran war und wochenlang gelitten hat, bis es wieder ging. Das hat man uns einerseits erzählt und das findet man eben auch in den Berichten dieses Gnadenhofes.

Warum Luna dort nun schon mehrfach auch Hufrehe bekommen hat, kann viele Gründe haben. Da muss man auch niemand einen Vorwurf draus machen.
Ich weiß aus Erfahrung, wie schnell es zu sein kann, dass ein Pferd, das zu Hufrehe neigt, wieder einen Schub bekommen kann.

Es gibt auf diesem Gnadenhof aber auch Heustaub-Allergiker. Da verstehe ich dann nicht, warum man denen oder den ganz gesunden Pferden den Weidegang einschränken müsste und sie mit Heu dazufüttern, was eben nur geht, wenn man sie genug hungern lässt, denn ansonsten fressen Pferde im Sommer kein Heu.


Pferde mit Neigung zum Sommerekzem können auch vom Heu zufüttern bei ungeeigneten Weiden profitieren. Auch die vertragen weder zu viel Eiweiß noch zu viele schädliche Zuckerarten in typischem Rindergras, würden aber eine gute Pferdeweide genauso wie ein Rehepferd durchaus verkraften und auf so einer auch gesund bleiben.




Dass es so gut wie unmöglich ist, aus einer typischen Rinderweide eben mal so eine anständige Pferdeweide zu machen, weiß ich übrigens sehr gut aus der Erfahrung in Nettelsee und wie anders das bei einer noch intakten Weide sein kann, aufgrund unserer Erfahrung auf der Sommerweide in Klein-Kühren (da war nur das Heu und die Heulage nicht in Ordnung, die Weide war toll) und auch unserer letzten in der Feldmark.




Auch vor der Feldmark im Pensionsstall in Reuterkoppel haben wir überwiegend Heu gefüttert, denn die dortige Stundenkoppel war nicht als Dauerweide geeignet .. stundenweise allerdings ging das.

Wir haben im 2. Stall in Boksee übrigens auch die Erfahrung gemacht, dass gar kein Weidegang und nur Heu Pferden ebenfalls auf Dauer schadet. Sie brauchen eine gewisse Menge Weidegang, zumindest stundenweise im Sommer, selbst bei Übergewicht und Reheneigung.



Kriegen Pferde gar keinen Weidegang, werden sie auf Dauer krank .. nicht nur wegen dem Bewegungsmangel, sondern auch, weil ihnen auf Dauer wichtige Vitalstoffe fehlen, die man nicht mit nur Heu und Zusatzfutter ausgleichen kann.

Wir haben nun mit 25 Jahren wirklich lange Pferde gehalten, viele andere Pferdehalter und Pferde mit den unterschiedlichsten Pferdekrankheiten auch näher kennengelernt, viele verschiede Konstellationen von Stall und Weide oder Heu und Heulage und mehr kennengelernt und eben genug Erfahrung, um zu erkennen, erzählt da jemand etwas, das so angehen kann oder tut er es nicht.

Dass Heu dazu im Sommer unter bestimmten Umständen für Pferde gesund sein kann, wenn die Weide nichts taugt, ist also wahr.

Dass Pferde aber freiwillig bei einer üppigen Weide Heu fressen, ist definitiv Quatsch .. die würden es ohne Hunger nicht tun.



Und noch eins tun Pferde auch nicht, was ich in den Geschichten dieses Gnadenhofs immer wieder lese.

Sie wiehern nicht freudig, wenn man mit dem Müsli oder so kommt. Sie grummeln dann. Das ist ihr Ausdruck von Freude .. wenn sie schon wiehern, sind sie ziemlich empört darüber, dass man so spät kommt.

Unsere haben uns nur dann angewiehert, wenn wir uns aus irgendeinem Grund mal verspätet hatten, sonst haben die immer gegrummelt.

LG
Renate

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